Der kleine Jol kann laufen lernen

Ein Junge ist in seiner Motorik gestört. Eine Designstudentin entwickelt ein Therapiemöbel. Der Verein Hilfe für Nachbarn Coburg fördert das Projekt.

Jol, vier Jahre alt, besucht seit Sommer vergangenen Jahres die Kindertagesstätte in Eicha. Seit seiner Geburt zeigt er Entwicklungsverzögerungen, insbesondere in seiner Motorik; die Diagnose ist noch immer offen. „Bevor der Junge in den Kindergarten kam, zeigte er kaum Interesse an seiner Umwelt und lag überwiegend auf dem Rücken. Er konnte weder krabbeln noch sich aufrichten“, erläutert Stefan Kornherr, Leiter der Bezirksstelle im Diakonischen Werk Coburg.  Im Mai bat er den Verein Hilfe für Nachbarn Coburg um finanzielle Unterstützung für ein besonderes Projekt.

 

Wie die Förderung aussehen könnte, beschreibt Kornherr in einem Antrag an den Verein. Die heilpädagogische Tagesstätte in Eicha sei an die individuellen Bedürfnisse von Jol angepasst. Er habe eine eigene Erzieherin, die ihn im Kindergartenalltag unterstützt. „Die individuelle  Betreuung ist notwendig, da Jol in seinem eigenen Tempo unterwegs ist. Eine weitere Förderung erhält er durch die regelmäßig im Kindergarten stattfindende Ergo- und Physiotherapie“, so Stefan Kornherr weiter. Und Jol macht Fortschritte. Bei Therapiebeginn war sein motorischer Entwicklungsstand mit dem eines fünf Monate alten Kindes vergleichbar; mittlerweile kann er krabbeln und erkundet wissbegierig seine Umgebung.

Wichtiges Hilfsmittel

Nina Hacker begleitete den Jungen über Monate hinweg in seiner Therapie. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit im Hochschul-Studienfach Produktdesign entwickelte sie in Kooperation mit den Therapeutinnen und einer Ärztin ein speziell auf Jol zugeschnittenes Spiel- und Lernmöbel. Es entstand nach genauer Beobachtung des Kleinen und lässt sich mit seinen verschiedenen Funktionen an seine individuellen Bedürfnisse anpassen. So können motorische Abläufe geübt und gefördert werden. Jols Physiotherapeuten und seine Ärztin halten das Möbel für ein wichtiges Hilfsmittel, um seine motorischen Fähigkeiten zu verbessern. Stehen oder Sitzen gehören dazu.  

 

Doch bis ins Frühjahr hinein existierte das Möbel nur als Computer-Entwurf . In Kooperation mit einer Orthopädiefirma und des Musikalienhändlers Thomann konnte Nina Hacker das Projekt umsetzen. Die Kosten lagen bei etwa 1000 Euro.
Nina Hacker erläutert Stefan Kornherr von der Diakonie Coburg das von ihr entwickelte Spiel- und Therapiemöbel, das dem kleinen Jol helfen soll, ein normales Leben zu führen. Der Verein Hilfe für Nachbarn Coburg hat den Bau des Möbels finanziell unterstützt.

Hier kommt der Verein Hilfe für Nachbarn Coburg ins Spiel. Wegen verschiedener Erkrankungen können Jols Eltern nicht berufstätig sein. Beide erhalten Erwerbsunfähigkeitsrente. „Das Einkommen der Familie bewegt sich monatlich zwischen dem Regelsatz der Grundsicherung und der Pfändungsfreigrenze“, berichtet Stefan Kornherr, die Eltern könnten die Kosten für das Spiel- und Lernmöbel nicht aus eigenen Mittel finanzieren. Deshalb erbat der Leiter der Diakonie Coburg von Hilfe für Nachbarn einen Zuschuss in Höhe von 800 Euro, die der Vorstand genehmigte. Das fehlende Geld wird über einen Eigenanteil der Eltern und Spenden übernommen.

Glückliche Eltern

Jetzt konnte das Möbel in der heilpädagogischen Tagesstätte in Eicha seiner Bestimmung übergeben werden. „Es war eine große Freude zu sehen, wie Jol das Möbel ganz selbstverständlich in seinen Besitz genommen hat“, berichtet Kornherr. Die Therapeuten hätten ihm erzählt, „dass er immer Neues entdeckt und dies starke Impulse für seine Weiterentwicklung sind“. Auch Jols Eltern freuen sich. Sie sind überzeugt, dass ihr Junge langfristig erhebliche Fortschritte in seiner motorischen Entwicklung erzielen kann.

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